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Franz Stalla und der Vogelschutz am Bau

© Christian Buck

VOGELSCHUTZ IST SEINE HERZENSSACHE – Franz Stalla setzt sich in Ludwigshafen seit nunmehr stolzen 57 Jahren für alles ein, was Federn hat. Dies tat er als Mitarbeiter der BASF indem er das Konzept des Industrievogelschutzes mitentwickelte. In noch stärkerem Maße aber in den unzähligen ehrenamtlichen Stunden, die er als Gründer und Aktiver des „Ornithologischen Arbeitskreises“ an der Volkshochschule (Orbea) tätig war und ist. Zurzeit werden von ihm und weiteren Mitgliedern des Arbeitskreises rund 1000 künstliche Nisthöhlen in und um Ludwigshafen betreut. Für seine Verdienste in Sachen Naturschutz erhielt Franz Stalla neben dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse viele weitere hohe Auszeichnungen.

Was verbindet aber Stalla und die GAG? Darauf gibt es eine ganz einfach Antwort: der Vogelschutz am Bau. In den letzten zehn Jahren hat die GAG insgesamt 2172 Wohnungen für die Zukunft gerüstet. Wenn Gebäude energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden, werden Gerüste aufgebaut, Balkone abgesägt und Decken durchbohrt. Schmutz und Lärm sind dabei nicht zu vermeiden. Im Zuge einiger dieser Modernisierungsmaßnahmen entdeckten die GAG-Verantwortlichen aufgrund von Hinweisen durch Mieter an Dächern der Häuser Nester. So zum Beispiel im Jahr 2009 in der Ebertsiedlung in Friesenheim: Bei vorbereitenden Arbeiten an der denkmalgeschützten Fassade fanden sie Niststätten von Mauerseglern und bei späteren Bauabschnitten im Jahr 2011 auch welche von Haussperlingen (Spatzen), zwei besonders geschützte Arten.

In einer Großstadt wie Ludwigshafen sind Mehrfamilienhäuser mit ihren vielen Nischen und Schlupfwinkeln zu einem Stück Ersatznatur geworden und bieten als künstlicher Fels einen Lebensraum. Mauersegler und Haussperlinge sind so genannte Gebäudebrüter. Das heißt sie sind für ihre Brutstätten auf die Nischen oder Öffnungen von Häusern angewiesen. Im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen werden diese Rückzugsorte manchmal zerstört oder geschlossen. Als Koloniebrüter können sie zudem nicht auf Einzelquartiere ausweichen.

In Zusammenarbeit mit Franz Stalla und dem Ornithologischen Arbeitskreis der Volkshochschule Ludwigshafen und der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Ludwigshafen erarbeitete die GAG ein Konzept zur Anbringung von Ersatznistkästen. 47 Ersatzbrutstellen für Mauersegler der Firma Schwegler wurden in der Ebertstr. 19 bis 25 fest in der Fassade eingelassen. Dazu kamen 121 weitere Kästen, von GAG Projektleiter Wolfram Seebach eigens entwickelte, die in die Dachtraufe integriert wurden. Von der Straße aus sind von den kleinen Nistalternativen jetzt nur noch die Löcher in der Wand zu sehen. Für die Sperlinge wurden zusätzlich 32 Koloniehäuser angebracht. Prüfungen und Sichtungen in den Jahren 2014 bis 2016 ergaben, dass die neuen Brutplätze erfolgreich angenommen wurden und zum Teil auch von anderen Tierarten wie zum Beispiel Hummeln genutzt werden. „Einem Immobilienunternehmen wie der GAG, mit rund 12.700 Wohnungen im gesamten Stadtgebiet, kommt beim Naturschutz direkt an den Gebäuden und im nahen Wohnumfeld eine ganz besondere Rolle zu. Gerade die höheren Mehrfamilienhäuser sind das Ziel der Gebäudebrüter. Es ist gut, wenn hier möglichst frühzeitig und mit Sorgfalt für Ausgleich für die Tierwelt gesorgt wird“, so Franz Stalla.

Ähnlich, wie in Friesenheim, wurden bereits im Jahr 2004 in der Berthold-Brecht-Str. 10,12 und 14 und in späteren Jahren in der Westendsiedlung und in Oggersheim in den Häusern Am Weidenschlag 1, 140 und 144 Ersatzbrutstätten für Mauersegler eingerichtet. Nachdem Rodungsarbeiten vorgenommen werden mussten, wurden im vergangenen Jahr in der Fröbelstraße 23 und 25 zudem 10 Ersatznistkästen für Meisen in den nahegelegenen Bäumen aufgehängt, die auch bereits bebrütet werden.

Infoleiste:

Artenrückgang in Zahlen

In Europa hat die Zahl der Vögel in 30 Jahren um 420 Millionen abgenommen! Es sind die kleinen, häufigen Arten, wie Stare, Pieper, Schnäpper, Sperlinge und Schwalben, die rapide weniger werden und für diese Bilanz sorgen. Dabei geht es nicht nur um Stückzahlen, sondern auch um die Funktion in den Ökosystemen. Die Naturschutzbemühungen der letzten Jahrzehnte setzten vor allem bei den fast ausgestorbenen und stark bedrohten Arten wie Kranich, Wanderfalke oder Seeadler an. Ihre Bestände haben sich mittlerweile so gut entwickelt, dass sie von der Roten Liste entlassen werden konnten. Stattdessen sind es jetzt die Arten der Normallandschaft, Wiesen, Äcker und Siedlungen, die bedenklich zurückgehen. Dörfer nehmen immer mehr städtischen Charakter an.

Haussperling/Spatz: Rückgang in den meisten Bundesländern um 21 bis 50 Prozent

Mauersegler: Bestand hat um 57 Prozent abgenommen

Meisen: Eine Vogelzählung im Januar 2017 ergab einen Rückgang von 1/3 der Population

Quelle: NABU Deutschland