Mundenheimer Straße 182 | 67061 Ludwigshafen am Rhein
0621 - 56040
Freitag 08:30 -12:30
Montag08:30 -12:30,13:30 - 16:30
Dienstag08:30 -12:30,13:30 - 16:30
Mittwochgeschlossen
Donnerstag08:30 -12:30 ,13:30 - 16:30
Freitag08:30 -12:30
Samstaggeschlossen
Sonntaggeschlossen

7 Jahre Vorstand – 36 Jahre GAG-Erfahrung

© Konrad Gös

EnGAGiert: Herr Merkel, zählt man alles zusammen kommen Sie auf insgesamt 36 Jahre GAG-Erfahrung, dabei konnten Sie mehrfach den Blickwinkel wechseln :

Von 1960 bis 79 lebten Sie mit Ihren Eltern und Geschwistern in der Schillerschulsiedlung, ab 2000 waren Sie in Ihrer Funktion als Baudezernent Gast im Aufsichtsrat, von 2006 bis 2008 als Mieter in der Lindelbronnstraße und von 2010 bis 20017 Vorstand der GAG. Gibt es ein Leben ohne die GAG?

E. Merkel: Ja, ab dem 1. Januar 2018 gibt es eines. Das wird mir zwar schwer fallen, da es doch noch einige Dinge gibt, die ich gerne bis zum Ende begleitet hätte. Aber so ganz wird der Kontakt zu den Themen der Stadtentwicklung nicht abbrechen, denn ich kümmere mich ja zusammen mit Wolfgang van Vliet um den Abschluss des Rheinufer Süds bis ca. 2020.

EnGAGiert: Wenn man über so einen langen Zeitraum die Möglichkeit der Innen- und Außensicht auf ein Unternehmen hat, das so wichtige Impulse für die Bewohner Ludwigshafens setzt, was hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert?

E. Merkel: Das lässt sich ganz einfach an einer Berufsbezeichnung festmachen: Aus Hausmeistern sind Wohnungsverwalter geworden. Die GAG hat sich vom städtischen Wohnungsversorger zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Das Mehrfamilienhaus in der Madenburgstraße in dem ich aufgewachsen bin, das als Teil einer Großsiedlung unter dem Druck der Wohnungsnot gebaut wurde, ist heute zukunftsweisend energetisch saniert mit schönen, kleinen Mietergärten. Der allgemeine Wohnungsmarkt und auch die Ansprüche ans Wohnen haben sich völlig verändert. Nehmen wir zum Beispiel die gerade bezogenen Neubauten in der Ostpreußen und Ebernburgstraße. Was wir da mittlerweile als Standard im Segment kostengünstiges Bauen – preiswerte Mieten anbieten können, ist nicht vergleichbar mit dem, was in früheren Jahren gebaut wurde. Und da muss natürlich auch die innere Struktur eines Unternehmens mithalten. Die GAG hat in den vergangenen Jahren nicht nur den drei Buchstaben ihres Logos ein neues Gesicht gegeben. Sie bereitet sich durch den Umbau ihres Firmensitzes mit einem neuen Servicezentrum auf die Kunden von Morgen vor.

EnGAGiert: Kundennähe ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Begriff. Sie haben hier zusammen mit der Mieterberatung der GAG neue Formate eingeführt.

E. Merkel: Die gute Bausubstanz einer Wohnung bedeutet noch lange nicht, dass man sich auch wohl fühlt in seinen vier Wänden. Mit Mieterfesten, Konzerten für langjährige Kunden, Kindertheater und vielen Veranstaltungen zur Unterstützung der Hausgemeinschaften waren wir schon auf dem richtigen Weg. Mit dem Pavillon im Quartier haben wir einen ganz neuen, sehr direkten Zugang zu den Mietern aufgebaut. Mit unseren Fachleuten vor Ort gehen und hören, wo der Schuh drückt ist ein einfaches Rezept der Qualitätssicherung. Dazu kam in diesem Jahr noch der Spielebaldachin für Eltern und Kinder mit dem wir in die Quartiere kommen und auf einfache Art den Kontakt suchen. Mit knapp 13.000 Wohnungen im gesamten Stadtgebiet hat man eine gewisse Verantwortung für das Funktionieren der Wohngebiete und damit auch einen gewissen Einfluss auf das soziale Miteinander. Da versuchen wir an ganz verschiedenen Stellen einzuwirken. Ein sehr wichtiger Aspekt ist zum Beispiel die breit angelegte Unterstützung von Institutionen, Vereinen und Einrichtungen, aber auch von Veranstaltungen in unserer Stadt wie das Filmfestival oder das Stadtfest.

EnGAGiert: Ein Thema, das unter Ihrer Regie besonderes Gewicht bekommen hat ist die Barrierereduzierung im Bestand.

E. Merkel: Das stimmt, dass ist ein Geschichte, die wir von den Gebäuden auch auf die umgebenden Grünflächen übertragen haben. Unsere technischen Fachbereiche haben bei Modernisierungen konsequent versucht Problemzonen im Wohnbereich abzubauen: Wann immer es möglich war wurden Treppenstufen und Schwellen eingeebnet, aus Badewannen bodengleiche Duschen oder die Zugänge zu Aufzügen erleichtert. In einem Pilotprojekt wurden sogar ganze Aufzugstürme angebaut. Unsere gesammelten Erfahrungen fassten wir dann in einem Handbuch zusammen, um diese auch anderen Profis zugänglich zu machen. Dieses Handbuch wurde damals im renommierten Fachverlag Beuth aufgelegt und auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. 2013 eröffneten wir in Zusammenarbeit mit Architekten der SRH Heidelberg sogar eine barrierefreie Musterwohnung.

EnGAGiert: Von den kleinen Hürden zu den großen Projekten: Rheinufer Süd, Kitas und Neubauprogramm, wenn man auf die letzten Jahre Ihrer Amtszeit schaut, war das ein volles Programm!

E. Merkel: Das kann man wirklich sagen. Die Vermarktung und die Bebauung des Rheinufer Süds ist von GAG-Seite aus erfolgreich abgeschlossen. Das freut mich ganz besonders, da ich die Umwandlung dieses Geländes von der Industriebrache in ein zukunftsweisendes Wohn- und Geschäftsgebiet seit der Zeit als Baudezernent begleite. Ich erinnere mich noch gut an das fulminante Baggerballett zum Auftakt.

Der Umbau von 15 Kitas freier Träger im Auftrag der Stadt war sicher der härteste Brocken in diesen Jahren und ich bin heute noch voller Anerkennung für die Kolleginnen und Kollegen, die das mit Bravour gemeistert haben. Dank dieses Kraftaktes steht unsere Stadt jetzt in Bezug auf das Betreuungsangebot sehr gut da.

EnGAGiert: Während dieser Zeit liefen ja bereits die Planungen für das Neubauprogramm.

E. Merkel: 2015 war Baustart der ersten von rund 850 geplanten Neubauwohnungen und die ersten Häuser sind ja bereits bezogen. Letztes Jahr feierten wir den Spatenstich der Christian-Weiß-Siedlung und jetzt im Oktober das Richtfest. Ehrlich gesagt ist das wohl einer der wenigen Wermutstropfen auf meinem Weg in den Ruhestand. Ich hätte natürlich wahnsinnig gerne dieses schöne neue Quartier zusammen mit dem Markus-Sternlieb-Platz eingeweiht.

EnGAGiert: Die entscheidende Frage zum Schluss: Wo und wie werden Sie ab Januar 2018 Ihre Zeit ohne die GAG verbringen?

E. Merkel: Da stehen natürlich die Themen ganz oben auf meiner Liste, die wohl fast alle Ruheständler begleiten – Viel Zeit mit Familie, Enkel, Freunden und Hobbies verbringen. Ich habe aber auch noch ein paar Ideen, die mit der Immobilienbranche zu tun haben. So ganz werde ich mich da noch nicht verabschieden.