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Mietergeschichten

1920 bis 2020 – das Jubiläumsjahr beginnt!

Am 16. Juni 2020 wird die GAG 100 Jahre alt. Das ist ein Anlass, der uns stolz macht. Wir haben diesen runden Geburtstag zum Anlass genommen, einmal genauer hinter die Kulissen der Geschichte unseres Immobilienunternehmens zu blicken und nach dem Warum zu fragen. Wir suchten Zeitzeugen, Mitmacher, Sammler, Erinnerer, Nachbarschaftsbegeisterte, einfach Alle mit Geschichten zur Geschichte der GAG. Drei Bewohner aus der Gartenstadt haben wir gefunden:

Jean-Pierre Cheminade lebt seit Kindertagen im Roten Hof

Er hat für uns sein Familien-Fotoalbum geöffnet. Die Siedlung, die sein Zuhause ist, gehört zu den ersten Häusern, die die GAG kurz nach ihrer Gründung gebaut hat. Familie Cheminade ist mit ihren drei Söhnen 1963 eingezogen. „Mit den Nachbarn war es wie in einer großen Familie. Natürlich kannten wir uns alle. Wir spielten nicht nur in unserem Garten, sondern auch in dem rechts und links von uns. Mit dem Essen war es genauso: Einmal aßen wir nebenan, dann waren die Nachbarkinder bei uns. So funktionierte die Gemeinschaft. Meine zwei Brüder und ich waren sehr quirlig, das hat natürlich manchmal Ärger gegeben, aber das wurde dann immer geregelt. Mein Vater hat sehr viel selbst gemacht an dem Haus: er hat ein neues Bad eingebaut, Platten verlegt und den Gartenschuppen ausgebaut. Als er seinen cremefarbenen, gebrauchten Borgwart mit den roten Ledersitzen bekam waren wir alle sehr stolz, wie man auf dem Foto sehen kann. Das war ja schon etwas Besonderes. Ich habe fast mein ganzes Leben in diesem Haus verbracht, habe es später mit meiner Frau übernommen. Mein Vater ist früh gestorben aber meine Mutter hat noch bis zu ihrem Tod mit uns hier im Roten Hof gewohnt. Zusammen mit unserem Sohn waren wir drei Generationen in einem Haus“, so der 64-Jährige. Jetzt genießt der gebürtige Ludwigshafener es, das er unterm Dach jede Menge Platz für sein Hobby hat: eine Modelleisenbahnlandschaft.

Geschichten zum Hören

Julia und Karsten Langkabel aus dem Grazer Hof

Auch Julia und Karsten Langkabel wohnen in einer historischen Siedlung der GAG. Aber ihre Geschichte ist ganz jung. Ihr Haus im Grazer Hof wurde 1938, als Teil der so gennannten „Ostmarksiedlung“ errichtet. Vor zehn Jahren haben die beiden es von der GAG gekauft und ausgebaut, in den alten Mauern ihre modernen Wohnideen umgesetzt.
Heute lebt die junge Familie mit ihren zwei Söhnen auf rund 140 Quadratmetern und schätzt die kurzen Wege zu Kita, Schule und Supermarkt in der Ernst-Reuter-Siedlung.

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Heinz Linke, Zeitzeuge der Gasexplosion in der Ernst-Reuter-Siedlung, Sachsenstraße 14 -16, am 5. Januar 1990

Heinz Linke, Zeitzeuge der Gasexplosion in der Ernst-Reuter-Siedlung, Sachsenstraße 14 -16, am 5. Januar 1990.“ Es war morgens zwischen 6 und 6.30 Uhr, ich kam gerade von der Nachtschicht, hatte mich hingelegt, da hörte ich einen harten Knall…
Heute wohnt Heinz Linke zusammen mit seiner Frau in dem wiederaufgebauten Haus in der Sachsenstraße 14. Er ist als einer der ersten Mieter vor 25 Jahren dort eingezogen und findet, dass er in einer der schönsten Wohnungen in der Ernst-Reuter-Siedlung lebt.

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Als Peter Nauert in die Ebertsiedlung kam war er fünf Jahre alt

Das war 1953. In dem teilweise zerstörten Innenhof waren damals die Werkstätten der GAG untergebracht. „Eine der Lieblingsbeschäftigungen von uns Jungens war es, den Arbeitern zuzuschauen, wie sie schweißten, hämmerten, bohrten. Die Geräuschkulisse zog uns magisch an. Ab und an kam es auch vor, dass uns einer der Männer half, wenn zum Beispiel etwas an unserem Fahrrad kaputt war“, sagt der 70-Jährige. Vielleicht waren diese Begegnungen auch der Grund weshalb er sich später zum Feinmechaniker ausbilden ließ. Seine erste Arbeitsstelle hatte er in einer Firma, die Büromaschinen verkaufte, auch an die GAG. Bei Wartungsarbeiten sah er eines Tages im Personalbüro eine Stellenanzeige hängen und begann 1988 seine Tätigkeit als Wohnungsverwalter. Bereits nach kurzer Zeit kam er in „seinen“ Bezirk: die Ebertsiedlung. Hier kannte er jeden Winkel und viele der Bewohner aus Kindertagen, was die Arbeit natürlich sehr erleichterte. „In meiner Zeit als Wohnungsverwalter hier hat sich die Siedlung sehr gewandelt: Die Gebäude waren in die Jahre gekommen, es gab immer mehr Leerstände, es musste also etwas passieren. Es ist gut, dass das ganze Quartier auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurde. Jetzt sind die Wohnungen wieder sehr beliebt“, sagt der rüstige Renter, der mit seiner Frau ebenfalls in einer Erdgeschosswohnung in der Ebertsiedlung wohnt.
Quartier im Wandel: Das ehemalige Vorzeigeprojekt von GAG-Architekt Markus Sternlieb mit eigenem Anschluss an das Fernheizkraftwerk wurde im Krieg stark zerstört, im Zuge des Wiederaufbaus vervollständigte man die Häuserzüge in der Erzberger- und Ernst-Lehmann-Straße. In den Jahren 2006 bis 2016 wurde die Ebertsiedlung umfassend modernisiert.

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Peter Sibla, Jahrgang 54, kam am 1. Juni 1981 als Schreiner in den Regiebetrieb der GAG

Am 16. Juni 2020 wird die GAG 100 Jahre alt. Und das wollen wir mit Ihnen, unseren Mietern und allen Bürgern der Stadt gebührend feiern. Bis es soweit ist, sind wir auf der Suche nach Menschen, die ihre Erinnerungen mit uns teilen. Denn: Geschichte schreibt man nie allein.
Für diese Ausgabe waren wir zu Besuch bei drei ehemaligen Wohnungsverwaltern. Alle drei haben in ihren Stadtteil nicht nur gearbeitet, sie sind dort auch verwurzelt. Jedes Viertel mit seinem ganz besonderen bauhistorischen Charakter. Lesen Sie warum:
Peter Sibla, Jahrgang 54, kam am 1. Juni 1981 als Schreiner in den Regiebetrieb der GAG und sammelte dort seine ersten Erfahrungen im Umgang mit den Mietern. Als er mitbekam, dass die GAG für das neugegründete Seniorenwohnhaus in der Bleichstraße in Ludwigshafen Süd ein Hausmeisterehepaar suchte, zog er mit seiner Familie dort ein. Ab sofort war Leben und Arbeiten für ihn nicht mehr voneinander zu trennen. „Wenn es ein Problem gab, klingelten die Leute ja auch abends oder am Wochenende und wir kümmerten uns darum. Das war einfach normal. Wir hatten nicht das Gefühl, dass wir uns abgrenzen mussten. Es ist gut, wenn die Menschen in so einem Haus einen Ansprechpartner haben, den sie kennen und dem sie vertrauen. Auf die Art hatten sich viele Schwierigkeiten schon erledigt, bevor sie zu echten Problemen wurden“. Dazu betreute Peter Sibla auch rund 380 Wohnungen in Süd. „Ich hatte in den Anfangsjahren nicht so viel Schreibtischarbeit zu erledigen, war mehr im Quartier unterwegs. Kleinere Instandhaltungsarbeiten erledigten wir auf unseren Rundgängen einfach mit. Heute sind selbst leichte Reparaturarbeiten viel komplizierter geworden und auch die benötigen Ersatzteile vielfältiger.“ Seit 2018 ist Peter Sibla im Ruhestand, seiner alten Wirkungsstätte ist er aber treu geblieben. „Wenn ich gebraucht werde helfe ich gerne ab und an im Seniorenwohnhaus“, sagt er. Seine Wohnstätte hat er mittlerweile aber verlegt, ins Herder-Viertel, also direkt in die Nachbarschaft.
Gewachsenes Viertel: Im Stadtteil Süd stehen viele Häuser aus den Anfangsjahren der GAG, sie prägen bis heute den historischen Charakter der Straßenzüge, z. B. die in der Rott-, Max-Reger- und Mendelssohn-Straße und auch in der Hans-Sachs- und Wittelsbachstraße.

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„Der Hanss!“, ruft meine Kollege aus dem Nachbarzimmer

„Der Hanß!“, ruft meine Kollege aus dem Nachbarzimmer „der war doch schon Wohnungsverwalter im Niederfeld als ich klein war und mit meinen Freunden dort Fußball gespielt hab!“. Stimmt. Karl Hanß war von 1969 bis 1998 der zuständige „Hausmeister“ für das nördliche Niederfeld und den Ligustergang. Wenn er heute von seinem Balkon aus über seinen alten Bezirk schaut, sieht er farbenfrohe Fassaden, wo zu seiner Zeit eher Grautöne angesagt waren. Ob man das symbolisch für den Generationenwechsel sehen kann? Karl Hanß schmunzelt „Es waren schon andere Zeiten. Sie müssen sich vorstellen, dass ich alle meine Rundgänge mit dem Fahrrad erledigte, auf dem Gepäckträger hatte ich die Werkzeugtasche. Unterwegs begegnete ich vielen Mietern, die ihre Anliegen dann direkt an mich richteten. In unserem Büro hatten wir ja nur innerhalb der GAG Telefonverbindung“. Der 84-Jährige gelernte Spengler und Installateur ist seinem Stadtteil treu geblieben. Als Gartenstädter Urgestein, aus der Leistadter Straße, machte er zunächst Zwischenstation in der Batschkastraße, bevor er mit seiner Frau in die Karlsbader Straße zog, wo er heute noch lebt. „Wir waren die allerersten Mieter in diesem Haus, heute sind nur noch vier Parteien von denen da, die mit uns zusammen eingezogen sind“, sagt Hanß.